[Einzelstück] Der Moment

Ein rosafarbenes Gesicht liegt quer im Bild, der Blick grün, groß und wach, der Mund geöffnet in einem Ausdruck, der alles zwischen Freude, Unglauben und Aufbruch fasst. Die Linien sind klar, die Farbflächen kräftig: Rot, Gelb, Grün, Schwarz – und doch wirkt nichts an diesem Bild laut. Es ist dieser eine Moment, den jede Revolution kennt: der Augenblick, in dem man begreift, dass etwas passiert, das größer ist als man selbst. 

Im Kontext der Friedlichen Revolution steht dieses Fragment für das emotionale Innenleben vieler Ostdeutscher: überrascht, überfordert, bereit. Es zeigt keinen Heldentypus – es zeigt einen Menschen, wie ihn jeder von uns hätte sein können. Vielleicht jemand, der am Abend des 9. November 1989 vor dem Fernseher saß. Oder an der Bornholmer Straße stand. Oder einfach nur begriff: Jetzt ist es so weit. 

„Der Moment“ erinnert daran, dass Geschichte nicht aus Daten besteht – sondern aus Gesichtern, Gefühlen, Augenblicken. Und dass sie manchmal in Farbe zurückblickt.