[Einzelstück] Begegnung

Zwei Gesichter. Zwei Blicke. Eine Berührung. Dieses Fragment ist wie ein Schnappschuss aus einem Moment intensiver Nähe. Der eine Kopf – leuchtend gelb mit grünem Auge, fast kindlich überrascht. Der andere – rosa-violett, mit signalrotem Ohr und einem dunklen Tropfen an der Stirn. Vielleicht Schweiß. Vielleicht eine Träne. 

Die Komposition erinnert an die vielen Augenblicke des 9. November 1989, in denen Menschen sich plötzlich gegenüberstanden – im Zug, auf der Straße, an der Mauer. Fremde, die sich plötzlich nah waren. Freunde, die sich zum ersten Mal in Jahren wieder sahen. Paare, die sich zum Abschied küssten – oder zur Begrüßung. 

Die leuchtenden Farben und die klare Linienführung erzeugen eine intensive Präsenz. Und doch bleibt die Szene offen, fragmentarisch. So wie viele Erinnerungen an jene Tage: grell, bruchstückhaft, aber voller Bedeutung. 

Ein Stück, das nicht stillsteht, sondern bewegt. Und ein Bild für all die Begegnungen, die Geschichte geschrieben haben.